Die Entwicklung des Taijiquan wird meist dem Daoistischen Mönch Zhang San Feng der zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert nach Christus gelebt hat zugesprochen.

Es gibt jedoch verschiedene Versionen zur Entstehung des Taijiquan.

Die Zhang San Feng Theorie

  • Zhang San Feng hatte einen Traum auf dem Berg Wudan Shan (einem heiligen daoistischen Berg) wo ihm der Kaiser Xuan Wu die Kampfkunst des Taijiquan als Geschenk der Götter überreichte
  • Zhang San Feng beobachtete einen Kampf zwischen einer Schlange und einem Kranich, dies inspirierte ihn das Taijiquan zu entwickeln.

Die Chen Wang Ting Theorie

Diese Theorie basiert auf einer Randbemerkung in einem Familienhandbuch. Chen Wang Ting (1597 - 1664), der Begründer der Chen Kampfkunst diente in der Provinz Shandong von 1618 - 1641 als Offizier und war verantwortlich für die Wen Region in 1641. In seiner Dienstzeit machte er sich einen Namen als guten Kämpfer des Kanonenboxens (einer Stilart aus dem Shaolin Quan). Ebenfalls interessierten ihn die Daoistischen Übungen zur Gesundheitspflege sehr. Speziell das Daoyin Qigong (Dao = Leiten, Yin = Dehnen) interessierte ihn. Er versuchte die beiden Kampfkünste zu kombinieren. Daraus entwickelte er die zwei Taijiformen Laojia "Yilu" und "Erlu".

Das Taijiquan wurde über Generationen nur innerhalb der Familie weitergegeben, bis ins 19. Jahrhundert als Yang Lu Chan (1799 - 1853) als Diener bei der Chen Familie eingestellt wurde. Sein Wesen, sein Fleiss und seine Gewandtheit gefielen dem Taijiquan Meister Chen Chang Xin, so dass er Yang Lu Chan als seinen Schüler annahm. Yang Lu Chan entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem seiner besten Schüler. Als Yang Lu Chan 40 Jahre alt war, starb sein Hausherr. Yang Lu Chan gab daraufhin seinen Dienst bei der Familie Chen freiwillig auf und kehrte in sein Heimatdorf Yong Nin zurück. Dort begann er selbst Taijiquan zu unterrichten. Einer seiner Schüler Wu Yu Xiang (1818 - 1880), vertiefte später bei Chen Qing Ping (1795 - 1868) die Kunst des Taijiquan und gründete, basierend auf diesem Wissen den Wu-Stil. Yang Lu Chan ging einige Jahre später nach Beijing (Peking) um dort Taijiquan zu unterrichten. Dort begann er einzelne Bewegungen, ebenso die gesamte Bewegungsfolge des Chen-Stils zu verändern und vereinfachen.

Sein Enkel Yang Cheng Fu (1883 - 1942) veränderte den Yangstil nochmals. Die Form wurde weicher, die Geschwindigkeit gleichmässiger. Es ist die bei uns am verbreitesten Yang Stil Taiji Form.

In den Kampfkünsten Chinas war es seit jeher Tradition, nur wenigen auserwählten Schülern "alles" über die Kampfkunst, die sie übten beizubringen. Auch Yang Cheng Fu soll nur etwa 25 auserwählte Schüler gehabt haben. Yang Cheng Fu wurde einmal gefragt, wieviel Jahre man braucht, um Tai-Chi-Chuan zu lernen. Er antwortete:

Mein Freund, wenn es um die Kampfkünste geht, kann man nicht in Zeitabschnitten von Jahren sprechen. Ein Lehrer benutzt vielleicht immer die gleichen Methoden, um sein Wissen zu vermitteln, aber die Kapazität eines jeden Schülers ist unterschiedlich. Manche lernen es in einem Jahr oder zwei, manche meistern es in nur drei bis fünf Monaten. Und es gibt auch die, die es nach 10 oder 20 Jahren nicht verstehen. Wichtig in dieser Kunst sind nicht die physische Statur oder das Alter, sondern die individuelle Aufnahmefähigkeit. Ich studiere diese Kunst seit 50 Jahren, aber oft habe ich das Bedürfnis, mich an einen Meister zu wenden.

Yang Cheng Fu scheute sich davor, sein Wissen zu veröffentlichen. Deshalb stand er besonders dem Bücher-Schreiben sehr skeptisch gegenüber. Er war hin und hergerissen zwischen dem Wunsch sein Wissen weiterzugeben und der Angst, seine Erkenntnisse könnten in die falschen Hände geraten.

 

Es ist im Prinzip gleich, ob sie nun an die eine oder andere Legende über die Entstehungsgeschichte des Tai Chi Chuan glauben oder nicht. Was sie aber doch wissen sollten ist, dass Tai Chi seinen Ursprung am Wudang- Berg hat und von den Daoistischen Mönchen ursprünglich als Kampfkunst entwickelt wurde. Diese Kampfkunst hat, wenn man sie richtig ausübt, einen sehr grossen Nutzen für die Gesundheit und dient der Pflege, des Qi (Chi). Sie unterscheidet sich von den anderen Schulen dadurch, daß die Essenz der Selbstverteidigung im "Wu wei" (nicht handeln) liegt. Ein Wettkampf ist dieser Kampfkunst fremd. Tai Chi Chuan gehört zu den Neija Kampfkünsten und hat seinen Ursprung am Wudang. Nicht zu verwechseln mit dem Sholin-Kungfu, hier wird das harte Qi betont und diese Schule wird zur "Waja" Kampfkunst gezählt (die äusseren Aspekt betonend). Obwohl das Tai Chi Chuan im Laufe der Zeit immer mehr verändert wurde und von vielen Menschen nur als Tanz, oder Gesundheitsvorsorge wahrgenommen wird, gehört diese sanfte Kampfkunst auch heute noch zu einen der effizientesten die es gibt, wenn man es richtig macht. Den Schülern nur einen dieser Aspekte zu unterrichten, wäre nur ein Teil des Budo.