Judo ist eine sanfte Kampfkunst, die sich auf Wurf- und Bodentechniken spezialisiert. Hierbei lernen die Praktizierenden, die Kraft des Gegners gegen ihn zu nutzen und den Umgang mit Falltechniken


Judo hat unter den Kampfsportarten weltweit am meisten Anhänger. Mit dem Körper begreifen, sagen die Japaner. Judo heisst vor allen Dingen auf der Matte üben, sich bewegen, mit vielen Partnern kämpfen. Die Wurzeln des Judo liegen in der Selbstverteidigung, heute ist Judo ein olympischer Wettkampfsport mit ca. 10 Millionen Anhängern.
Judo setzt sich aus den beiden Silben Ju (Sanftheit, Nachgeben) und do (Weg, Prinzip) zusammen. Judo kann also übersetzt werden mit Der sanfte Weg.
Die Prinzipien des Judo
Zwei Grundsätze verhindern, dass der Kampf auf der Matte in einem puren Kräftevergleich ausartet.
Jede Technik, jede Bewegung hat dem Prinzip der grösstmöglichen Wirkung zu gehorchen – Sei-Ryoko-Zen-Yo. Es bedeutet, die Kräfte des Gegners geschickt gegen ihn einzusetzen anstatt ihnen blosse Gewalt entgegenzusetzen. Dieser wird dann, überrascht keinen Widerstand zu erfahren, sein Gleichgewicht verlieren und die Verteidigung fällt wesentlich leichter.
Das zweite Prinzip vom gegenseitigen Helfen und Verstehen – Ji-Ta-Kyo-Ei macht Judo erst zu mehr als blossem Zweikampf. Vielmehr wird es zum Werkzeug der Erziehung. Jede Übung wird mit einem und nicht gegen einen Partner durchgeführt. Wissen, Fehler, Erkenntnisse werden der Gruppe mitgeteilt und helfen so allen.
Geschichte des Judo
Der unter dem Namen Judo bekannte Sport entwickelte sich aus dem Kodokan Judo und basiert auf dem traditionellen Ju-Jitsu des alten Japans. Anfangs des 20. Jahrhunderts entfernte Jigorō Kanō viele der ursprünglichen Waffen-, Schlag-, Tritt- und Hebeltechniken und passte das Judo für den Wettkampf an.
Was ist jedoch Ju-Jitsu? Um diese Frage zu beantworten, werfen wir einen Blick auf die japanische Geschichte.
Als mit dem Ende der Heian-Zeit (794-1185) eine Periode des Blutvergiessens und nahezu ununterbrochener Kriege anbrach, begann der Aufstieg der Samurai. Dieser hierarchisch gestufte Kriegeradel lief dem früheren Hofadel zunehmend den Rang ab. Die Samurai waren dabei durch einen unbeugsamen, ethischen Ehrenkodex (Bushido) auf Gedeih und Verderb an ihre Herren gebunden. Sie entwickelten streng ritualisierte Kriegskünste (Bu-Jutsu), mit zahlreichen bewaffneten oder waffenlosen und oft geheimen Kampftechniken. Ken-Jutsu oder To-Jutsu (Schwertkunst), Kyu-Jutsu (Bogenschiessen), Kumi-uchi (Nahkampf) und andere gelangten zu grosser Bedeutung.
Verschiedene Umstände führten nun zum Aufstieg und zur Entwicklung von Ju-Jitsu. Wollten Krieger und Samurai ihre Gegner überwältigen ohne sie ersthaft zu verletzen, kamen Stösse, Tritte, Würfe oder Hebel zum Einsatz. Diese hatten ihren Ursprung im Kumi-Uchi auf dem Schlachtfeld, wobei die Techniken zu einer Kunst zusammengefasst wurden. Mehrere Jahrhunderte lang war es dem Volk streng untersagt Waffen zu tragen. Um sich dennoch verteidigen zu können, lernte auch das gewöhnliche Volk sich mit blossen Händen zu wehren.
Ju-Jitsu war anfangs unter vielen Namen bekannt. Yawara, Tai-Jutsu, Wa-Jutsu, Torite, Kogusoku, Kempo, Yoroi Kumi-uchi waren einige davon. Es gab verschiedene Schulen (Ryu), die sich durch Eigenheiten voneinander unterschieden. Als eine der ältesten Ju-Jitsu-Schulen überhaupt wird die Take-no-uchi Ryu genannt, welche um 1532 in einem kleinen Bergdorf in der Provinz Okayama gegründet wurde.
Es liegt in der Natur der Sache, dass die verschiedenen Kriegskünste nach dem Namen der verwendeten Waffen oder den Methoden, wie sie gebraucht wurden, ihre Bezeichnung erhielten. Die einzige Ausnahme bildet Ju-Jitsu, dessen Name vom Prinzip seiner Technik herrührt und nicht eine Technik selbst bezeichnet. Das heisst, die Ju-Jitsu-Schulen wählten das Wort Ju (sanft, geschmeidig) für die Bezeichnung ihrer Kunst, weil sie damit betonen wollten, dass das Sanfte das Starke beherrscht.
Den Höhepunkt erlebte Ju-Jitsu gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als es während de Tokugawa-Zeit mehrere hundert verschiedene Schulen gab und viele ihrer Lehrer berühmt wurden. Die Lehren und Geheimnisse dieser Meister kreisten dabei alle um das Prinzip von Nachgeben ist Stärke und trachteten nach dem hohen Ideal des Bushido, dem Weg des Kriegers.