Jennifer Lopez - Enough

Jennifer Lopez, in Kampfbereitschaft für den Film "Enough", ist eine von Tausenden Amerikanern, die Krav Maga trainieren

Krav Maga. - Bisher war Schalom das bekannteste hebräische Wort in den USA. Doch Krav Maga schliesst schnell auf - so heisst die Selbstverteidigungs-Kampfkunst, die das Land im Sturm erobert hat und die sich viele Hollywood Stars zum täglichen Training gewählt haben.

Von der Redaktion Israel21c, 20. Juli 2003.

 

Krav Maga heisst wörtlich "Kontakt-Kampf" auf Hebräisch. Dabei handelt es sich um die offizielle Selbstverteidigungstechnik der IDF (Israel Defense Forces - Israelische Armee), die seit ihrer Einführung in die USA bereits an Hunderte von Polizeieinheiten und Tausende von Zivilisten weitergegeben wurde. Laut Aussagen seiner Anhänger ist Krav Maga ein einfaches, wirkungsvolles Selbstverteidigungssystem, das auf instinktive Bewegungen, praktische Techniken und wirklichkeitsnahe Trainingsszenarien setzt. Und offenbar ist es so wirkungsvoll, dass es einige Berühmtheiten als Schüler gewonnen hat.

Als die Schauspielerin Kritianna Loken sich für die Rolle der Terminatrix im neuen Arnold Schwarzenegger Film Terminator 3 stählen musste, setzte sie auf regelmässiges Kickbox- und Krav Maga Training. "Es ist diese israelische Kampfsportform, die sie beim Militär lehren, eine vervollkommnte Art des Strassenkampfes", sagte die 23-jährige Schauspielerin dem People Magazin. "Ich kann Ihnen sagen, es gab Augenblicke, in denen ich mich gerne mit bestimmten Leuten angelegt hätte."

Ähnlich bekannte sich Charlie's Engel Lucy Liu gegenüber dem Maxim Magazin zu den Vorteilen von Krav Maga beim Training für die neuesten Engel Filme. "... Nahkampf mag ich am liebsten. Wie Krav Maga, das vom israelischen Militär angewendet wird."

Schauspielerinnen wie Jennifer Lopez (im Film Enough, wo sie eine misshandelte Frau spielt, die lernt, sich zu verteidigen), Shannon Elizabeth (American Pie) und Angelina Jolie (Lara Croft in Tomb Raider) trainierten ebenfalls mit der Selbstverteidigungs-Methode.

Doch es ist nicht nur ein Hollywood Steckenpferd. Die Mitarbeiter der Washington D.C. Metropolitan Police Department Academy (Ausbildungsanstalt der Washingtoner Polizei) haben vor kurzem einen Kurs für Krav Maga Ausbilder abgeschlossen und geben KM jetzt an ihre Rekruten und Veteranen weiter. "Es schadet nicht, dass Krav Maga den Beigeschmack von Hollywood angenommen hat, denn schliesslich ging es ja von Los Angeles aus", berichtet Rolando Haddad, ein Krav Maga Ausbilder aus Louisville, Kentucky gegenüber ISRAEL21c. "Einige Filme haben sich bei Krav Maga Worldwide beraten und die Dienste von Trainern in Anspruch genommen, als es darum ging, den Schauspielern bei der körperlichen Vorbereitung für bestimmte Action-Rollen zu helfen. Sie erwähnen Krav Maga als ihre Vorbereitungs- und Trainingsmethode und das gibt uns Auftrieb."

Was macht Krav Maga so anziehend für Amerikaner, die nach einer Mischung von Selbstverteidigung und Fitnesstraining suchen?

"Krav Maga ist viel Selbstverteidigung, wenig Kampfkunst. Wegen der Art, wie es gelehrt wird, verschafft Krav Maga den Leuten ein sehr intensives Fitnesstraining. Amerika sucht immer nach neuen Fitnessmethoden. Mit Krav Maga bekommt man sowohl Fitness als auch Selbstverteidigung", sagt Haddad.

"Bei Krav Maga muss man sich nicht erst in Schale werfen oder die Schuhe ausziehen, sich gegenüber dem Angreifer verbeugen oder lange Bewegungsabläufe behalten. Dazu gehört, dass man "schmutzige" Tricks aus dem Strassenkampf erlernt und sie so oft wiederholt, bis sie zum Instinkt werden. Das System beruht auf der natürlichen "Kampf-oder-Flucht" Reaktion, und die Idee ist, schnell und aggressiv zu handeln, um sich von einem Angreifer zu befreien und ihn dann mit ein paar schnellen Schlägen beispielsweise in den Schritt oder ins Gesicht ausser Gefecht zu setzen, damit man entkommen kann."

"Ich glaube, die Beliebtheit von Krav Maga bei dem Amerikanern beruht auf wenigen Faktoren", sagte Haddad. "Es gibt einen kleinen Anteil von Leuten, die sich zu Krav Maga wegen des günstigen Image hingezogen fühlen, die es in der gemischten Kampfkunst Gemeinschaft geniesst. Mein persönlicher Hintergrund liegt beim Kickboxen, Boxen und bei anderen traditionellen Kampfkünsten. Und ich hatte den

Eindruck, Krav Maga verbindet alles, was ich an diesen Stilen mochte zu einem wirkungsvolleren Ganzen. Dies, zusammen mit der Tatsache, dass es israelischen Ursprungs ist. Ich habe die Zähigkeit und den Kampfgeist des israelischen Militärs immer bewundert. Deshalb", so schliesst er, "denken viele: es ist das offizielle System der IDF, also muss es gut sein."

Wenn man wissen will, wie Krav Maga begann, muss man in die Tschechoslowakei der 1930er Jahre zurückgehen. Dort wuchs der junge Boxer, Ringer und Turner Imi Lichtenfeld auf und musste mit Antisemitismus und Gewalt kämpfen. Es war sein Vater, Samuel Lichtenfeld, ein Polizist und Fachmann in verschiedenen Techniken der Selbstverteidigung, der seinem Sohn beibrachte, sich zu verteidigen und die Grundlage für die Entwicklung von Krav Maga legte.

 

Nach seiner Flucht aus der Tschechoslowakei der Vorkriegsära reiste der jüngere Lichtenfeld einige Jahre lang und landete schliesslich in Israel vor der Staatsgründung. Er trat der Haganah bei, einer paramilitärischen Organisation der jüdischen Gemeinschaft und kämpfte für die Errichtung eines unabhängigen Staates Israel. Während dieser Zeit begann er, Soldaten die Grundlagen der Selbstverteidigung beizubringen.

Die junge israelische Regierung bat Lichtenfeld darum, ein effektives Selbstverteidigungs- und Kampfsystem zu entwickeln, das später zu Krav Maga wurde. Die Haganah wurde schliesslich Teil der IDF und Lichtenfeld wurde zum leitenden Ausbilder für Fitnesstraining und Krav Maga.

Während der 20 Jahre, die er in der Armee diente, entwickelte und verfeinerte er sein einmaliges System der Selbstverteidigung und des Nahkampfes und trainierte die Ausbilder und Kämpfer der IDF Eliteeinheiten. 1978 gründeten Lichtenfeld und einige seiner Schüler die Krav Maga Association (Krav Maga Vereinigung), eine gemeinnützige Vereinigung, die sich der Verbreitung von Krav Maga in Israel und der ganzen Welt verschrieb. 1981 hielten die Krav Maga Association Israels und das Ministerium für Bildung und Gesundheit den ersten internationalen Ausbilderkurs im Wingate Institute for Physical Education (Wingate Institute für Körperliche Ertüchtigung) ab.

Der New Yorker Philanthrop S. Daniel Abraham sponserte die Teilnahme einer 23-köpfigen Abordnung aus unterschiedlichen Städten der USA an dem Kurs, der von Lichtenfeld selbst betreut wurde. Dieser war damals bereits 71 Jahre alt und vom aktiven Militärdienst in den Ruhestand getreten.

Ein junger Mann namens Darren Levine wurde wegen seiner Aktivitäten im Boxen für seine Heimatstadt Los Angeles als Teilnehmer der Abordnung ausgewählt. Am Ende war er einer von einer Handvoll Schülern, die den 6-wöchigen Intensivkurs bestanden. Lichtenfeld nahm Levine unter seine Fittiche.

"Ich erinnere mich, am Ende des Kurses rief Imi uns alle in einem Raum zusammen. Als er mich herein bat sagte er mir, ich hätte gut abgeschnitten. Dann sagt er ‚nächstes Jahr komme ich nach Amerika und wohne bei dir'. Ich habe es nicht geglaubt. Ich dachte, er ruft jeden rein und sagt: ‚nächstes Jahr komme ich und wohne bei dir'. Aber im nächsten Sommer stand er bei mir vor der Tür", erinnert sich Levine.

1982 Lehrte Levine einen Krav Maga Kurs in Los Angeles und im folgenden Jahr gründete er die Krav Maga Association of America, Inc. (KM Vereinigung von Amerika). Die Vereinigung hat erfolgreich die guten Beziehungen zwischen den USA und Israel gefördert.
1987 begannen Levine und seine besten Schüler Krav Maga an Polizisten in den Vereinigen Staaten weiterzugeben. Unter der Führung Lichtenfelds passten sie Krav Maga an die Bedürfnisse der amerikanischen Polizisten und Armeeangehörigen an. Die erste Einrichtung, die Krav Maga in ihr offizielles Trainingsprogramm aufnahm war 1987 die Staatspolizei von Illinois.

Heute betreibt Levine das Krav Maga National Training Center, einer ca. 2 Km² grossen Einrichtung in West Los Angeles. Das weltweit erste Center wurde im Februar 1996 eröffnet, verband Krav Maga mit einem Fitnessprogramm und begründete eine Trainingsstätte für Zivilisten, Polizisten und Militäreinheiten. 1999 gründete Levine die Krav Maga Woldwide Enterprises (Weltweite Vereinigung der Krav Maga Unternehmen).

1998 starb Imi Lichtenfeld im Alter von 88 Jahren, doch sein Vermächtnis lebt weiter. Bis heute wurde Krav Maga Tausenden von Zivilisten, Polizisten und Militärangehörigen in Israel, Europa und den Vereinigen Staaten gelehrt.

"Die Leute, die ich trainiere, sind sich sehr bewusst, dass Krav Maga israelischen Ursprungs ist", sagt Haddad, der kubanischer und libanesischer Abstammung ist. "Offen gesagt ist es für mich ein gutes Verkaufsargument, dank des seriösen Rufs der israelischen Armee. Ich glaube nicht, dass die Leute jenseits dieser Aussage politisieren oder darüber nachdenken. Es ist positiv, dass Krav Maga alle Menschen unabhängig von ihrer religiösen oder ethnischen Zugehörigkeit trainiert. Ausserdem muss man zumindest in meiner Schule dem Ausbilder und dem System ein gewisses Mass an Achtung erweisen. Und ich glaube, dies unterstützt ein gewisses Mass an Respekt für Israel, wenn auch indirekt."

Die Anziehungskraft von Krav Maga fasst Haddad so zusammen: "Dahinter steckt die Idee, die Möglichkeit zu verschaffen, Entscheidungen aus einer Position der Stärke heraus zu treffen, nicht der Schwäche. Damit wir alle in Frieden gehen können."
NahostFocus

Zusätzliche Informationen